Griechisch – Sprache und Literatur
Die ersten beiden Jahre (8. und 9. Klasse) sind dem Erlernen der Sprache gewidmet.
Zunächst eignet sich der Schüler sich die Schrift (griechisch: das ALPHA-BET) an. Die Buchstaben sind keineswegs schwer zu lernen. Denn wenn man näher hinschaut, entdeckt man sehr schnell, dass die meisten dieser Buchstaben genauso, fast genauso oder zumindest ähnlich aussehen wie die uns geläufigen der lateinischen Schrift. Diese war übrigens keine Erfindung der Römer, sondern eine Variante der griechischen Schrift aus Unteritalien. Nicht wenige griechische Buchstaben gehören zudem schon längst (etwa in der Geometrie) zum oft geübten und selbstverständlichen Grundbestand an Zeichen. Jedes gängige Textverarbeitungsprogramm verfügt über einen griechischen Zeichensatz:
A Β Γ Δ Ε Ζ Η Θ I Κ Λ Μ Ν Ξ Ο Π Ρ Σ Τ Υ Φ Χ Ψ Ω
α β γ δ ε ζ η θ ι κ λ μ v ξ o π ρ σ τ υ φ χ ψ ω
Also - gar nicht so schwer! Was davon noch unbekannt und unvertraut ist, geht durch ständige Lese und Schreibübungen in der Anfangszeit rasch in Fleisch und Blut über. Wie im Lateinischen sind den Buchstaben jeweils ein konkreter Laut zugeordnet, oder anders gesagt: Man schreibt wie man spricht.
Bereits im Anfangsstadium bringt der Griechischunterricht dem Schüler ganz erheblichen Nutzen: Jeder weiß, dass zahlreiche Fremdwörter, Fachbegriffe und Ausdrücke aus dem Griechischen kommen, die in unserem Leben und damit in unserer Sprache längst ihren festen Platz gefunden haben (Katalysator, Compact-Disc, Cyberspace ...). Wir können die Physik, Mathematik, Biologie, Geographie, Psychologie, Soziologie, Theologie, Philosophie und Medizin aufzählen. Schon die Namen dieser Wissenschaften sind fast alle griechischen Ursprungs!
Die erworbenen Sprachkenntnisse werden durch Übersetzungsübungen gefestigt und trainiert. Durch diese Übungen wird der Schüler nicht nur sicher im Griechischen er wird sich auch vieler Eigenschaften und Eigenheiten der deutschen Sprache bewusst, die erst in der Gegenüberstellung und im Vorgang des Übersetzens deutlich werden. Er lernt seine Muttersprache besser verstehen und besser handhaben.
Immer wieder fordern ja Universität, Wirtschaft und Industrie vom Abiturienten unter anderem Sprachbewusstsein und Ausdrucksfähigkeit. Durch die Beschäftigung mit dem Griechischen kann er beides in sehr hohem Maß erwerben und trainieren.
Bei der griechischen Formen- und der Satzlehre kann vieles aus dem Lateinischen übernommen werden. Auch die Arbeitsweise, das methodische Vorgehen im Unterricht ist dem des Lateinischen sehr ähnlich. Der Schüler wird von daher sehr viel Bekanntes wiederfinden, das ihm den Zugang wesentlich erleichtert. Das gilt übrigens auch umgekehrt: Durch den Griechisch-Unterricht kann man wiederum sein Latein “optimieren”.
Ist der Sprachlehrgang zu Beginn der 10. Jahrgangsstufe abgeschlossen, wendet man sich der Lektüre und dem Studium wichtiger griechischer Texte zu, die in der Entwicklung der abendländischen Geistesgeschichte eine entscheidende Rolle spielen. In ihnen geht es um Grundfragen, die auch die Fragen von uns heute sind:
- Was ist Gerechtigkeit?
- Ist der Mensch das Maß aller Dinge?
- Welche Kräfte bedrohen die Demokratie?
- Wiederholt sich die Geschichte?
- Schicksal und Schuld?
- Gibt es ein Leben nach dem Tod?
- Welche Bedeutung hat die Proportion für die Musik, für die Kunst, für das Leben überhaupt?
- Was ist Philosophie?
- Warum steht an ihrem Anfang das Staunen?
- Was heißt: "Erkenne dich selbst"?
- Was ist Wahrheit? Was ist Schönheit?
- Welches sind die Aufgaben der Erziehenden?
Dass diese Texte nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch einen bedeutenden Beitrag zur Aneignung von Werten - und somit für die Erziehung - darstellen, geht besonders aus den Stichworten „Philosophie“ und „Theologie“ hervor. Griechisch ist die Sprache des Neuen Testaments.
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